All-in
Vor knapp vier Jahren habe ich den Song „48 Stunden“ veröffentlicht. Damals ging es um die Begleiterscheinungen der Jagd nach künstlerischem Erfolg: Müdigkeit, Erschöpfung, das Gefühl, permanent am Limit zu laufen. Verpackt war das in einer fiktiven Realität, einer fiktiven Band – doch die Basis war mein eigenes Leben.
Jetzt, Jahre später, hat sich viel verändert. Nur der große Erfolg blieb aus. Und plötzlich wiegen diese Begleiterscheinungen schwerer als früher. Dieser Hustle ging so weit, dass mein Körper irgendwann anfing zu schreien, ich solle endlich einen Gang runterschalten. Nächte mit zwei bis vier Stunden Schlaf. Manchmal gar keiner. Über Jahre. So etwas verzeiht dir dein Nervensystem nicht einfach.
Tagsüber bin ich Vollzeit-Angestellter, Familienvater, Ehemann. Verantwortung ist real. Pflichtgefühl auch. Ich will ein guter Vater sein, ein guter Partner. Und gleichzeitig gibt es da diese Stimme in mir – dieselbe, die ich schon als Kind gehört habe. Eine Stimme, die raus will. Eine Vision. Eine Botschaft, die keine Ruhe gibt. Sie will durch meine Kunst zum Leben erweckt werden. Seit Jahren treibt sie mich an – und manchmal bringt sie mich an den Rand der Verzweiflung.
Hier entsteht ein Konflikt: Kunst kostet Zeit. Zeit kostet Energie. Energie braucht Verständnis. Ohne Unterstützung und Kommunikation mit den Menschen, die in deinem Leben sind, wird dieser Weg schwer. Bei uns war das keine harmonische Reise. Wir mussten erst lernen, dass wir oft aneinander vorbeigeredet haben. Es gab Phasen, in denen die Beziehung gewackelt hat, weil jeder so sehr mit sich selbst beschäftigt war, dass wir den anderen aus dem Blick verloren haben.
Ich glaube, die besten Chancen hat man, wenn man jung ist. Single. Frei. Keine Verpflichtungen, nichts zu verlieren. Und wenn man nur auf meine Karriere schaut, könnte man denken, ich hätte ebenfalls nichts zu verlieren. Aber das stimmt nicht. Ich will meine Familie nicht verlieren. Und ich will auch meinen Traum nicht verlieren – meine Musik groß, erfolgreich und weltbekannt zu machen.
Also gehe ich weiter. All-in.