Film und Musik
Filme liebe ich, seit ich denken kann. Und ich meine nicht unbedingt ein bestimmtes Genre oder Filme, die bei Kritikern in berüchtigten „Beste Filme aller Zeiten“-Listen beschrieben sind.
Mein Geschmack in puncto Filmen ist wie bei den meisten Menschen weiter gefasst, wobei ich Schwerpunkte setze, die nichts mit Schubladen zu tun haben. Filme, die ich sehr liebte, bewegten sich zwischen Forrest Gump, Titanic, Leon – der Profi, Menace II Society und so vielen mehr. Das mag eine random Aufzählung sein, aber beschreibt meine Beziehung zu Filmen ganz gut. Ich nehme sie nie zuerst intellektuell wahr, sondern sie erwecken – wenn sie für mich gut sind – ein starkes Gefühl. Ein Sog. Ein Impuls.
Durch die Zeit prägten mich Geschichten, die in entscheidenden Momenten meines Lebens aus menschlicher Sicht eine unbekannte Perspektive aufzeigten, die irgendwie zu dem gepasst hat, was in meinem Leben los war. Eine dieser Perspektiven bekam ich durch Hood-Filme der 90er Jahre zu sehen. Nicht nur als Unterhaltung, sondern auch weil die Musik darin die war, die ich so geliebt habe. Diese Filme waren kein direkter Spiegel meiner Welt, weil meine Lebensrealität eine andere war, aber in Themen wie Isolation, Vorurteile, der jugendliche Drang, sich um jeden Preis behaupten zu müssen, habe ich mich wiedergefunden. Filme wie Menace II Society oder Boyz ’n’ the Hood haben mich gleichzeitig fasziniert und inspiriert.
In meiner Jugend gab es einen Vorfall, bei dem ich jemandem, den ich kaum kannte, ohne echten Grund unnötig aggressiv gegenüber geworden bin – ohne das an dieser Stelle weiter vertiefen zu wollen. Zu diesem Vorfall kam es, nachdem ich einen dieser Filme zum ersten Mal gesehen habe. Natürlich fiel mir recht schnell auf, wie dumm das war, und ich schämte mich sofort dafür. Der Moment war mir peinlich, aber er hat mir eine wichtige Wahrheit gezeigt: Zum einen, dass in mir wohl enorm viel Aggression angestaut war, und dass dieser Film diese potenzielle Aggression freigelegt hatte. Filme können also einen tiefen Blick in die eigene Seele ermöglichen – einen Einblick, den du in deinem normalen Alltag nicht hast, weil du wahrscheinlich eher verdrängst, was in dir vorgeht. Filme können inspirieren, dich stärken oder dich einfach auf etwas aufmerksam machen, vor dem du wegläufst.
Kunst inspiriert, heilt, aber deckt auch auf und stellt bloß, wenn es nötig ist.
Wenn es aber darum geht, die schlummernden Kräfte in dir zu entdecken, die dein Leben in andere Bahnen lenken können, kann ein guter Film dir ebenfalls behilflich sein. Während meiner ganzen Jugend war ich ein großer Jean-Claude-Van-Damme-Fan. Das, was mich am meisten begeistert hat, waren die Trainingsmontagen. Seien es Bloodsport, Kickboxer oder Karate Tiger (hier Kurt McKinney). Auch andere Montagen dieser Zeit waren stark, wie Rocky (1–4) beispielsweise. Aber Van Damme hat in Verbindung mit der fantastischen Musik der Soundtracks dieser Zeit ein Bild erschaffen, das schiere Bewunderung auslöste – Bewunderung für ein Vorbild, das ich in dieser Intensität sonst nirgendwo ausmachen konnte.
All das hat etwas in mir ausgelöst, das mich seit über 30 Jahren für Film und Musik brennen lässt – und mich auch mehr als nur einmal ausgebrannt hat. Mein Filmgeschmack bzw. meine Weise, Filme zu beurteilen, wird für viele zu oberflächlich sein, aber für mich ist es das, was meine Sicht auf das Leben und auf mich selbst mitgeformt hat und mich in eine Richtung geführt hat, die mich offen gemacht hat für das, was das Leben mir sagen möchte.
Filme erzählen Geschichten. Und wenn du dich darin wiederfinden kannst, ist es möglich, dass sich dein ganzes Leben verändern kann.