Die Hülle fällt
ThruHell war mein Startprojekt. Die Idee war, eine animierte Figur ins Zentrum einer Hip-Hop-Band zu rücken – etwas, das die beiden Dinge vereint, die ich am meisten liebe: Animation und Rap. Ich wollte beides zusammenbringen und in ein Abbild gießen, das es so gar nicht gibt – eine Band, die ich selbst gefeiert hätte.
Die Hauptfigur war kein Superheld, der alle Probleme löst. Sie war reflektiert, menschlich – ein Spiegel von mir selbst. Das, was ich heute als GrimmGhozt direkt in meine Texte lege, war damals in dieser Figur versteckt.
Ich habe dafür eine eigene Welt aufgebaut: Neo-Cologne. In dieser parallelen Realität haben sich die Dinge anders entwickelt. Ein nuklearer Einschlag hat Köln zerstört. Später entstand aus den Ruinen eine neue Stadt, aufgebaut auf den Resten der alten. Daraus wuchs die größte Metropole Europas – größer, technisierter, widersprüchlicher. Neo-Cologne existiert in einem eigenen Zeitstrang, der parallel zu unserem verläuft.
In dieser Welt sollte die Band leben, Musik machen, Geschichten erzählen. Und in diesen Geschichten wären meine eigenen Themen gelandet – was mich bewegt, was ich erlebt habe, alles verpackt in eine andere Realität.
Mit der Zeit hat sich etwas verschoben. Ich war Ghostwriter, Ghostproducer – die unsichtbare Hand hinter allem. Aber irgendwann wurde klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Wenn die Musik überhaupt eine Chance haben sollte, musste ich mich zeigen – nicht als Figur, sondern als Mensch.
Das war nie geplant. Ich bin kein Typ, der sich in den Mittelpunkt drängt. Ich bin eher ruhig, beobachtend, jemand, der Dinge lieber baut, als über sie zu reden. Man kann Stille mit Nachgiebigkeit verwechseln, aber ich weiche nicht aus – nicht vor Kritik, nicht vor Druck, nicht vor Gegenwind. Ich halte meinen Kurs. Ich habe kein Team, ich habe nur meine Familie und mich selbst. Im Grunde habe ich nichts zu verlieren. Ich werde alles tun, was das Leben mir erlaubt, damit ich meine Musik groß machen kann. Ich fürchte nichts von dem, was kommt. Und genau deshalb konnte ich diesen Schritt gehen.
Ich habe in der Zeit über fünfzehn Kilo abgenommen und mich neu geformt – äußerlich wie innerlich. Um wieder dem Bild zu entsprechen, das für mich funktioniert, und um aus der ungesunden Lebensweise herauszufinden, in die ich geraten war. Ich hatte versucht, meinen Traum mit ThruHell zu leben, aber musste feststellen, dass ich mich selbst darin verloren habe.
Das Rebellische, das Ungezähmte, das, was mich antreibt und antrieb, hatte ich aus den Augen verloren. Doch durch die neuen Umstände, in denen ich jetzt als GrimmGhozt sichtbar geworden bin, kehrt das alles wieder zurück.
ThruHell ist nicht tot, aber ich streife eine Hülle ab, die mir nicht gedient hat.