Die Magie des Bildes und was Licht und Farbe damit zu tun haben

Bilder wirken nicht allein über das, was augenscheinlich zu sehen ist, sondern entfalten ihren Zauber durch das Gefühl, das sie beim Betrachter auslösen. Viele verschiedene Aspekte spielen dafür zusammen: Licht und Farbe, Komposition, Story und Kontext. Beim bewegten Bild kommt der Ton dazu – und der trägt überraschend viel Gewicht. Man sagt, ein Video lebt zu fünfzig Prozent vom Sound. Selbst geringe Bildqualität kann man verzeihen, aber schlechter Ton zieht die gesamte Wirkung massiv nach unten.

Damit ein Bild wirkt, braucht es weder die schönsten Farben noch perfekte Lichtdarstellung. Auch ein Video kann ohne Ton eine starke Wirkung entfalten. Entscheidend ist immer, was man mit dem Medium ausdrücken will.

Bleiben wir bei Licht und Farbe: Es muss nicht detailreich sein, um das Gewollte zu kommunizieren. Wichtiger sind Kontext und die Verhältnisse der verwendeten Farben und Lichtquellen zueinander. Je nachdem, ob man betonen, harmonisieren oder ein klares Highlight setzen möchte, platziert man die Elemente entsprechend.

Die beste Art, sich Licht und Farbe zu nähern, beginnt bei Null. Kein Licht, keine Quellen, nur Dunkelheit. In einem 3D-Programm lässt sich das hervorragend umsetzen. Am besten hat man aber schon vorher eine Vorstellung der gewünschten Stimmung. Die Art, wie man Licht und Farbe setzt, kann einem sonst flachen Motiv unerwartete Tiefe geben.

Ich selbst arbeite gerne mit neonartigen Lichtern und starken Kontrasten – meist mit zwei Farben, die sich im Farbkreis klar voneinander abgrenzen: Blau, Violett, Rot und verwandte Töne. Das führt oft zu einer eher kühlen Darstellung, die gut zu der Haltung meiner momentanen Musik passt. Zwei gegenüberstehende Farben erzeugen eine Ästhetik, die stark vom Kontrast lebt. Zusätzlich nutze ich Licht und Schatten im Zusammenspiel, um diesen Kontrast zu unterstreichen.

Die Neon-Ästhetik entstand bei mir durch die John-Wick-Filmreihe, die ich sehr mag. Sie trifft genau den dunklen, zeitgemäßen, geheimnisvollen Look, der mich anspricht. Gleichzeitig verleiht sie meinen Videos einen filmischen Charakter, der zu meiner Liebe zum Kino passt.

Wichtig ist bei all dieser Stilisierung, dass die Farbwelten genug Verbindung zu unserer Realität behalten, um glaubhaft zu wirken. Sie müssen geerdet sein in etwas, das wir kennen, damit wir ihre Existenz nicht infrage stellen. Es spielt keine Rolle, wie unrealistisch das Licht- oder Farbsetting im Gesamtbild ist – solange eine Basis von Realismus integriert bleibt.

Vor allem bedeutet das: Licht braucht einen Ursprung. Jede sichtbare Lichtquelle sollte motiviert sein, also aus einer nachvollziehbaren Quelle stammen. Ein blaues Licht in einer Szene sollte im Idealfall auch von einer blauen Lampe oder einer erkennbaren Lichtquelle ausgehen.

Manchmal entsteht erst die Farbstimmung und daraus die Welt. Manchmal steht die Welt, und die Farbe ergänzt sie. Licht und Schatten aber brauchen immer eine glaubhafte Herkunft, damit eine Szene die gewünschte Wirkung und Überzeugungskraft behält.

Und selbst wenn jedes Lichtsetting und jede Farbe schon tausendfach benutzt wurden, entsteht durch Komposition, Kontext, Story und die eigene visuelle Frequenz eine persönliche Handschrift.

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